Hightech Handys und die Nostalgie zwischen Rationalismus und Eskapismus beim Fotografieren der Gegenwart

„Leica, Hasselblad und der große Schwindel mit Smartphone-Kameras“ ist die Überschrift eines Artikels in derstandard.

Da kommt Apple nicht drin vor.  

Ich habe dies alles mal unter dem Titel „Die Stilfrage bei Leica – vom Leica-Style zur Leica als Filter“ untersucht und bin sogar noch weiter gegangen wie andere auch.

Gibt es eine Pocket Leica Monochrom bzw. eine monochrome Leica Kompaktkamera?

Ich und andere haben es bejaht.

Man sprach sogar von der „Leica für die Hosentasche.“

Es ist alles eine Frage der Sichtweise.

Dies ist alles erst ein paar Jahre her, aber bei der Schnelllebigkeit der veralteten Software erscheint manches wie aus alten Zeiten.

So ändert sich die Wahrnehmung.

Lohnen sich solche Smartphones denn überhaupt?

Ich habe mir damals das Kodak Ektra gekauft von der Firma, die Kodak gekauft hat, weil ich originale und keine originellen Filter haben wollte. Dann habe ich mir später das Huawei P9 und das P20 gekauft, weil darin monochrome Sensoren waren für monochrome Fotos und das Leica Branding.

Letztes Jahr gab es dann das Realme GT Master Edition mit den „original“ Kodak Filtern.

Original ist immer neu original und manchmal sogar originell.

Seitdem ich die Exposure Software für Windows nutze, ist mir dies eher egal, weil da die eher „echten“ digital umgesetzen Filter sind – aber dies nur am Rande.

Sobald die Software im Handy nicht mehr aktualisiert wird, kann man real nur noch die jeweilige Kamera benutzen, die meistens weiterhin gute Fotos macht. Aber nur begrenzt. Das Panasonic CM-1 mit 1 Zoll Sensor z.B. ist mittlerweile so vergoogelt mit Updates, dass die Kamerafunktion nicht mehr funktioniert.

Lohnt sich das alles?

Ich persönlich nutze die alten Smartphones nie im Alltag aber manchmal noch aus nostalgischen Gründen, weil es die einzigen Geräte waren, die angeblich Fotos-Looks der alten analogen Hardware als digitale Filter angepaßt an neue Hardware zu denselben Foto-Looks wie damals umsetzen konnten. Insbesondere der rein monochrome Sensor bei Huawei gefällt mir immer noch.

Es bleibt wohl rückblickend eher eine nostalgische Spielerei.

Und man muß ja auch zur Kenntnis nehmen, daß die neue Art der Smartphone-Fotografie mit einem Iphone richtig gute Fotos ermöglicht und durch Filter Apps und Wunderwaffen wie Hipstamatic ein unendliches Reich der spielerischen Möglichkeiten bietet.

Inwiefern die neuen Sensorgrößen in Androidhandys wirklich besser sind, kann man auch bezweifeln wie hier verlinkt.

Und wir wollen nicht vergessen, daß meistens bei mehreren Sensoren in Smartphonekameras nur einer davon wirklich gut ist.

Das gilt übrigens auch für das Iphone. Ich erinnere an den Artikel von Jeff Chen, der gezeigt hat, daß die digitale 2fach Vergrößerung – also 2fach Zoom – des normalen Iphone 11 besser ist als das 2fach optische Zoom der separaten Telelinse im Iphone 11 Pro, weil der Sensor des Tele viel zu klein ist oder umgekehrt der Sensor des normalen Objektivs richtig gut.

Es gab von Hasselblad Kameras, die getunte Produkte anderer Hersteller waren. Und nun gibt es ein paar Smartphones von Oneplus mit Hasselblad-Logo, bei denen Hasselblad die Farbgestaltung der Kamerasoftware übernommen hat.

Das ist die Welt von heute und das ist das, was da ist.

Wer es kauft, hat eine „original“ Doppelnamen Hasselblad-xy Smartphonekamera, zumal Hasselblad ja selbst dies legitimiert.

In drei Jahren ist dieses Produkt immer noch eine wahrscheinlich nutzbare Kamera mit Hasselblad-Farbgestaltung und einem nicht mehr sicher nutzbaren Smartphone, wenn es keine Sicherheitsupdates mehr gibt.

(11.11.2022 Nachtrag: Das hat sich als Irrtum erwiesen. Das Oneplus 9 pro ist schon nach 1,5 Jahren durch Software fast Schrott).

Wer nimmt es dann noch mit?

Nur der, der darin eine eigene Kameralösung sieht.

Da Hasselblad damals mit auf dem Mond war, nimmt Oneplus heute für diese Smartphones, die in drei Lebensjahren erledigt sind, echte Mondpreise.

Statt 400 Euro sind es ca. 900 Euro.

Wenn es dafür einen Markt gibt, dann wird es sich auch verkaufen.

Damit bin ich wieder bei der Nostalgie.

Diese ist emotional und nicht rational.

Wie viel ist mir z.B. der Xpan-Modus wert?

In diesem Sinne!

 

 

 

 

 

 

 

About Michael Mahlke

Früher habe ich Bücher geschrieben über den Nationalsozialismus, die Gewerkschaftsbewegung, das Leben der kleinen Leute im Arbeitsleben, Ausstellungen organisiert, Lernsoftware entwickelt und Seminare zu Themen wie „Global denken vor Ort handeln“ geleitet. Nach der Grenzöffnung 1989 qualifizierte ich Menschen und half, in Umbrüchen neue Lebensorientierungen zu finden und dann wechselte ich in die industrielle Organisationsentwicklung. Oft war ich einer der wenigen, der das Sterben der Betriebe und das Sterben der Hoffnung der Menschen sah. Ich wollte nicht nur helfen sondern auch festhalten für die Nachwelt. Denn die Worte zeigten keine Gesichter und die Geschichten erzählten keine Momente, so wie ich es erlebt hatte. Wenn ich das alles damals schon nicht aufhalten konnte, dann wollte ich es wenigstens festhalten. So kam ich zum Fotografieren. Mehr hier - http://dokumentarfotografie.de/2022/09/17/der-fotomonat-und-seine-zeiten/

2 thoughts on “Hightech Handys und die Nostalgie zwischen Rationalismus und Eskapismus beim Fotografieren der Gegenwart

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert