Mit dem S kam die „Liebe“ – warum ich Smartphones und Kompaktkameras mag

Das Schlimmste war damals das Fehlen einer Zeitenvorwahl.

Wir schreiben das Jahr 2005. Es gibt kleine Kompaktkameras.

Ich war sozialdokumentarisch fotografisch unterwegs. Aber mit einer Spiegelreflexkamera Menschen in sozialen Situationen aufzunehmen war damals schon so unangenehm wie heute, weil es nicht dezent und unauffällig war. Die Verschlüsse knallten wie Kugeln und die dicken Dinger machten jede ungestörte Situation kaputt.

Also probierte ich nach vielen erfolglosen Versuchen mein Glück mit der Fuji Finepix F10:

Fuji Finepix X10 bei Kunstlicht

So sah es bei Kunstlicht auf einer Feier aus. Die Kamera konnte nur Automatik. Ich hatte schon ISO 800 aber es war einfach unmöglich mit einer kleinen Kamera ohne Zeitenvorwahl (S) Menschen in Bewegung scharf aufzunehmen.

Dann kaufte ich die Olympus C 70 Zoom und alles wurde anders:

OLYMPUS DIGITAL CAMERA – C70 Zoom

Die Olympus hatte ein S auf dem Modusrad und die Zeit konnte vorgewählt werden. Die Kamera war überhaupt eine Wonne und ich konnte nun überall dort sicher fotografieren, wo es vorher höchstens mit einer Nikon D40 oder EOS 350D möglich gewesen wäre oder der Sony DSC-R1.

OLYMPUS DIGITAL CAMERA – C70 Zoom

Die kleine Größe war und ist eben mitentscheidend für gute Fotos in sozialen Situationen.

Ich habe diese Kamera gerne benutzt, weil sie zuverlässig, griffig und optisch gut war.

Damals kamen ja fast monatlich neue Kompaktkameras raus, so daß ich noch vielen Versprechen auf den Leim ging.

Heute weiß ich, was damals gut war.

In den Folgejahren wurden die edlen Kompaktkameras besser.

Mein Favorit ab 2008 war die Ricoh GX200 und der Höhepunkt war für mich 2012 die Powershot S100. Beide konnten RAW.

Damals kamen Fuji (Fuji Finepix X10), Sony (RX100), Olympus (XZ-1) und Lumix von Panasonic (FZ150 etc.) zurück auf das Spielfeld und entwickelten jeder für sich ganz wunderbare neue Kompaktkameras o.ä. mit S Modus.

Ab diesem Zeitpunkt war ein fotografisches Sensorniveau in kleinen Sensoren vorhanden, das für mich gut bis sehr gut war.

Mehr ist nicht besser aber mehr verkauft sich besser.

Und so ging es natürlich weiter.

Die Technik schritt fort und das Smartphone kam auf den Platz der Fotografie.

Heute (2021) sind für mich die einäugigen Iphones (bis Iphone SE 2020) die besten Kompaktkameras für diskretes Fotografieren in sozialen Situationen, gerade auch wegen ihrer kleinen Größe.

Die stellen von alleine scharf, so daß ich keine Angst mehr vor unscharfen Fotos haben muß. Daher sind sie eine gute und einfache und sichere Lösung.

Hinzu kommt, daß Smartphones einfacher soziale Fotos im Sinne von nah dran ermöglichen als jede Kompaktkamera es kann. So können mit Smartphones heute auf die Schnelle Fotos in sozialen Situationen entstehen, die spontan mit Kompaktkameras so kaum möglich sind.

Und dies ganz abgesehen von den Smartphones als visuelles Kommunikationsmittel. Das ist ja eine ganz neue Dimension. Insofern sind Smartphones eine echte Bereicherung.

Aber jenseits dieser direkten Fotos fangen ja die gestalterischen Möglichkeiten der Fotografie erst an. Und da sind Smartphones für mich keine Alternative sondern am Liebsten kleine Kompaktkameras.

Größere Kameras machen für mich immer dann Sinn, wenn ich auf andere Art fotografieren will (z.B. manuell) oder es sehr speziell werden soll und nicht anders geht.

Aber für unterwegs und zwischendurch sind kleine Lösungen optimal – dabei sein ist alles!

Da tummeln sich heute noch Canon, Panasonic Lumix und Sony. Alle anderen sind weg.

Mit S fing alles an und mit S geht alles weiter: Shutter Speed, schnelle Fotos, Smartphones, soziale Situationen, social media…

Hier schließt sich der Kreis für mich.

Es war schön in diesem Artikel die alte Zeit noch einmal kurz aufleben zu lassen, zumal die Fotos von damals (2005 und 2006) auch Erinnerungen wachriefen.

Daher kann ich diesen Artikel nun mit einem guten Gefühl im Bauch beenden und mich der Gegenwart zuwenden.

 

About Michael Mahlke

Früher habe ich Bücher geschrieben über den Nationalsozialismus, die Gewerkschaftsbewegung, das Leben der kleinen Leute im Arbeitsleben, Ausstellungen organisiert, Lernsoftware entwickelt und Seminare zu Themen wie „Global denken vor Ort handeln“ geleitet. Nach der Grenzöffnung 1989 qualifizierte ich Menschen und half, in Umbrüchen neue Lebensorientierungen zu finden und dann wechselte ich in die industrielle Organisationsentwicklung. Oft war ich einer der wenigen, der das Sterben der Betriebe und das Sterben der Hoffnung der Menschen sah. Ich wollte nicht nur helfen sondern auch festhalten für die Nachwelt. Denn die Worte zeigten keine Gesichter und die Geschichten erzählten keine Momente, so wie ich es erlebt hatte. Wenn ich das alles damals schon nicht aufhalten konnte, dann wollte ich es wenigstens festhalten. So kam ich zum Fotografieren. Mehr hier - http://dokumentarfotografie.de/2022/09/17/der-fotomonat-und-seine-zeiten/

2 thoughts on “Mit dem S kam die „Liebe“ – warum ich Smartphones und Kompaktkameras mag

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