Der Baum – die Metapher für die fotografische Haltung von Sebastiao Salgado

Über Salgado habe ich schon öfter geschrieben, weil er das sagt, was ich oft auch denke aber er eben die Popularität hat, die mir fehlt.

Nun ist es wieder mal soweit. Im Fotomagazin wird er nach Schönheit gefragt und er antwortet so, daß er alles sagt und so meint wie ich es empfinde:

„Schönheit ist für mich Würde, das Gleichgewicht eines Ortes und des Lichts, eine starke Präsenz im Leben. Wahre Schönheit liegt für mich nicht in einem schönen Gesicht. Wenn du einen Baum fotografierst. dann mußt du ihn respektieren, denn er hat eine große Würde. Wenn du diese respektierst, dann schenkt dir der Baum schöne Bilder.“

Genau so wie diese früheren Fotos von mir:

oder so

und so

Es geht um die Haltung ohne Bewertung.

Da Schönheit ja definiert wird durch soziale und kulturelle Konventionen, ist es wichtig zu lernen, sich davon zu lösen und vorbehaltlos so zu fotografieren wie die Dinge und Lebewesen sich zeigen. Daraus kann sich fotografisch die echte Schönheit und Würde ergeben.

Der Baum ist eine Metapher.

Es geht um die Haltung zu den Dingen, wie ich sie sehe und was ich sehe und damit auch ins rechte Bild setzen kann.

Das war bei mir bewußt so, ohne dass ich da schon Salgado gelesen hatte, als ich das Foto mit dem Titel Rotes Pferd erstellte.

Schön daß es Salgado so öffentlich ausspricht. Das bestärkt mich in meiner Haltung, unabhängig von meiner Wirkung.

Hinzu kommt dann noch die Darstellung der Fotografien:

„Max Kozloff schreibt auch über Salgado, der ja letztes Jahr in Deutschland noch mal in aller Munde war. Letztes Jahr diskutierte man ja wieder darüber, ob Schreckliches fotografisch „schön“ dargestellt werden darf. Kozloff hat dies für Salgado schon 2007 sehr schön analysiert und schreibt (ich übersetze das Englische), daß Lewis Hine und die FS Fotografen sich sehr gewundert hätten, daß mittelmäßige Fotos besser seien für die Darstellung unangenehmer Wahrheiten. Nein, gerade gute Ästhetik wirkt weiter….“

Vielen Dank für das Interview!

 

 

 

 

About Michael Mahlke

Früher habe ich Bücher geschrieben über den Nationalsozialismus, die Gewerkschaftsbewegung, das Leben der kleinen Leute im Arbeitsleben, Ausstellungen organisiert, Lernsoftware entwickelt und Seminare zu Themen wie „Global denken vor Ort handeln“ geleitet. Nach der Grenzöffnung 1989 qualifizierte ich Menschen und half, in Umbrüchen neue Lebensorientierungen zu finden und dann wechselte ich in die industrielle Organisationsentwicklung. Oft war ich einer der wenigen, der das Sterben der Betriebe und das Sterben der Hoffnung der Menschen sah. Ich wollte nicht nur helfen sondern auch festhalten für die Nachwelt. Denn die Worte zeigten keine Gesichter und die Geschichten erzählten keine Momente, so wie ich es erlebt hatte. Wenn ich das alles damals schon nicht aufhalten konnte, dann wollte ich es wenigstens festhalten. So kam ich zum Fotografieren. Mehr hier - http://dokumentarfotografie.de/2022/09/17/der-fotomonat-und-seine-zeiten/

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