Harald Hauswald, Ferner Osten. Die letzten Jahre der DDR

Ferner Osten – so ist der Untertitel dieses Fotobuchs über die DDR. Es fällt sofort auf: Die DDR war ein bunter Staat. Und durch die Farbfotografien von Harald Hauswald wird dies deutlich.

Er zeigt was dort zu sehen war, was er gesehen hat als DDR-Bürger. Seine fotografischen Beobachtungen im Alltag ergeben in der Zusammenstellung der Fotos durch Mathias Bertram ein Buch, das genau das zeigt, was wie war.

Es war ein Staat mit seinen Menschen, der und die so zu sehen waren und niemand wußte damals, daß es die letzten Jahre der DDR waren.

Aber damit endet das Buch nicht.

Hauswald hat einfach aufgenommen, was er gesehen hat und wo er bei war.

Weil das sonst fast nirgendwo in Medien auftauchte, ist es heute oft der einzige Blick auf damals.

Hauswald beweist wie wichtig die dokumentarische Funktion von Fotografie ist.

Einfach das, was ist, zu zeigen, banal und konkret, ermöglicht starke Fotos, vor allem, wenn es eine Abfolge davon gibt. Denn als Einzelfotos sind sie eher Alltagsdokumente ohne Reportagecharakter, aber als Zusammenstellung ergeben sie ein Mosaik und eine soziale Landschaft in einem regionalen und zeitlichen Rahmen und erzählen so das, was danach nicht mehr zu sehen ist und nur der vielleicht noch weiß, der dabei war.

Fotos erzählen Geschichte.

Das Buch ist so stark, weil es so authentisch ist. Und es wirkt so lebendig, weil es Farbfotos enthält und konkret Momente aus dem einfachen Leben zeigt.

Als ich es Frauen zeigte, die damals auch dort gelebt hatten, waren es die kleinen Erinnerungen. Eine sagte mir, „ja genau, die Kohlen mußten wir auch immer schleppen, aber wir hatten Quarkeimer ….“ Das Buch wirkt also, weil es den Alltag zeigt, der heute schon vergessen ist,  wenn solche Fotos nicht daran erinnern.

Das Buch von Harald Hauswald ist ein gelungener Beleg dafür, daß Farbfotografie genau so dokumentarisch sein kann wie Schwarzweissfotos, wenn es gelingt, die Farbe als dokumentierendes Element festzuhalten und nicht als dominierendes Element.

Es ist nun in zweiter Auflage im Lehmstedt Verlag erschienen und es ist eines der ganz wenigen Bücher, die für das Thema fotografisch wirklich relevant sind, weil die fotografische Erzählung den Alltag über viele Jahre bis zum Mauerfall zeigt.

Das Buch ist im Lehmstedt Verlag erschienen.

Harald Hauswald

Ferner Osten

Die letzten Jahre der DDR
Fotografien 1986-1990

Herausgegeben von Mathias Bertram

Mit einem Vorwort von Christoph Dieckmann

2. Auflage
176 Seiten mit 155 Farbfotografien
24 x 27 cm, Festeinband, Schutzumschlag, Fadenheftung

ISBN 978-3-942473-50-7

About Michael Mahlke

Früher habe ich Bücher geschrieben über den Nationalsozialismus, die Gewerkschaftsbewegung, das Leben der kleinen Leute im Arbeitsleben, Ausstellungen organisiert, Lernsoftware entwickelt und Seminare zu Themen wie „Global denken vor Ort handeln“ geleitet. Nach der Grenzöffnung 1989 qualifizierte ich Menschen und half, in Umbrüchen neue Lebensorientierungen zu finden und dann wechselte ich in die industrielle Organisationsentwicklung. Oft war ich einer der wenigen, der das Sterben der Betriebe und das Sterben der Hoffnung der Menschen sah. Ich wollte nicht nur helfen sondern auch festhalten für die Nachwelt. Denn die Worte zeigten keine Gesichter und die Geschichten erzählten keine Momente, so wie ich es erlebt hatte. Wenn ich das alles damals schon nicht aufhalten konnte, dann wollte ich es wenigstens festhalten. So kam ich zum Fotografieren. Mehr hier - http://dokumentarfotografie.de/2022/09/17/der-fotomonat-und-seine-zeiten/

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