Über Fotografie schreiben

Fotobücher und Texte zur Fotografie und Streetfotografie – Michael Mahlke

Über Fotografie schreiben bedeutet für mich über Dokumentarfotografie, soziale Fotografie und Digitalkameras zu schreiben. Die Digitalfotografie hat für mich das Fotografieren demokratisiert, weil sich heute jeder einen Fotopparat leisten kann, sogar zusätzlich zum Handy bzw. Smartphone.

Und nur über das Schreiben kann ich auch das Thema der sozialen Gebrauchsweisen der Fotografie immer wieder dokumentieren und reflektieren und mich selbst auf dieser Welt.

Ein schönes Beispiel dafür ist Leica. Leica hat es geschafft, den Mythos analoger Popularität der Leica M als sinnstiftende Erzählung ins digitale Zeitalter zu holen. Heute gibt es ja überall Sensorfotos, daher wird die Unterscheidungskraft wichtig. Technische Merkmale sind nicht mehr alles und oft nicht mehr entscheidend. Es kommt auf den sozialen Stellenwert von Produkten an. Bei Smartphones ist es die Neuheit und bei Digitalkameras die soziale Akzeptanz.

Ich habe einen Blogartikel gefunden, der zeigt, wie das heute mit Leica geschieht. Dort hat sich Paddy eine Leica M gekauft und ein Jahr damit fotografiert. Und wir können nun folgendes lesen: „Die Argumente für eine Leica sind augenscheinlich erst einmal dünn gesäht. Der manuelle Fokus ist nicht zwingend ein Pro-Argument. Was mir hingegen immer wieder am positivsten auffällt sind nicht die technischen Aspekte, sondern wie man mit einer Leica wahrgenommen wird und wie sie sich für mich anfühlt. Man wirkt einfach anders,…“

Man sieht an den Fotos im Artikel aus Shanghai oder mit freizügigen Modellen dann auch, daß diese Leica nicht für die Mittelschicht oder arme Leute ist, sondern ein soziales Unterscheidungsmerkmal darstellt oder darstellen soll. Wer dazugehören will, der braucht entsprechende Statussymbole.

Das haben auch andere Firmen erkannt und das wird zunehmend auch interessanter im Markt. Denn gute Fotos kann man heute mit fast jeder Digitalkamera machen, wobei nicht alle gleich gut für jede Art der Fotografie geeignet sind.

So finde ich die Ricoh GR II genial als Kamera für Streetfotografie und die Fuji X100 genial als Kamera für Flaneurfotografie. Jedem das Seine.

Und die Kameraunternehmen arbeiten daher heute mit MarkenbotschafternInnen, die von den Unternehmen extra ausgesucht werden und mit InfluencernInnen, die damit rumlaufen. Hinzu kommen dauernde Marketingmethoden für jüngere Menschen und spezielle Repräsentanten aus dem Profilager.

Aber das reicht natürlich nicht. Deshalb braucht der Markt neue Mythen, die aber noch nicht zu finden sind. Das wird daher durch Prominenz ersetzt. Manuel Neuer (Fussballer) macht es gerade massiv für Sony und Lenny Kravitz (Musiker) macht es für Leica. Aber die Namen werden ausgetauscht je nach Zeitgeist.

Alles das kann man nur in Worte fassen um Fotos und Entwicklungen einzuordnen. Ohne Worte wäre das nichts. Und deshalb schreibe ich eben so gerne über Soziales in der Fotografie und über einige eigene Fotos, weil sie aus sozialen Betrachtungen heraus entstehen.

Text und Foto gehören für mich zusammen, es sei denn, im Smartphone würde ich visuell kommunizieren. Aber selbst dann braucht es noch verbindende Worte, um es richtig zu deuten.

So lebe ich, dokumentiere und reflektiere den Teil von mir, der im öffentlichen Raum ist.

Und hier mache ich die Tür nun zu.

Auf Wiedersehen!

About Michael Mahlke

Früher habe ich Bücher geschrieben über den Nationalsozialismus, die Gewerkschaftsbewegung, das Leben der kleinen Leute im Arbeitsleben, Ausstellungen organisiert, Lernsoftware entwickelt und Seminare zu Themen wie „Global denken vor Ort handeln“ geleitet. Nach der Grenzöffnung 1989 qualifizierte ich Menschen und half, in Umbrüchen neue Lebensorientierungen zu finden und dann wechselte ich in die industrielle Organisationsentwicklung. Oft war ich einer der wenigen, der das Sterben der Betriebe und das Sterben der Hoffnung der Menschen sah. Ich wollte nicht nur helfen sondern auch festhalten für die Nachwelt. Denn die Worte zeigten keine Gesichter und die Geschichten erzählten keine Momente, so wie ich es erlebt hatte. Wenn ich das alles damals schon nicht aufhalten konnte, dann wollte ich es wenigstens festhalten. So kam ich zum Fotografieren. Mehr hier - http://dokumentarfotografie.de/2022/09/17/der-fotomonat-und-seine-zeiten/

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