Der Sucher in der Fotografie zwischen Auslaufmodell und Auswahlinstrument

Ohne Sucher geht es nicht, wenn man klassisch Streetfotos machen will. Das ist nicht nur meine Meinung sondern das ist die Erfahrung vieler Generationen von Fotografinnen und Fotografen.

Aber gilt dies noch im Zeitalter von Smartphones und Tablets?

Wir wissen heute, daß man auch ohne Sucher fotografieren kann.

Somit haben sich die Möglichkeiten zu fotografieren erweitert.

Aber fest steht auch, daß in diesem Fall die Erweiterung der Möglichkeiten nicht zu einer automatischen Verbesserung führt.

Sucherfotografie ist intensiver und gestaltender.

Der Blick durch den Sucher holt die Auswahl des Blicks direkt und ohne Ablenkung in das Bewusstsein.

Probieren Sie es einfach aus.

  • Wenn Sie ein Smartphone vor sich halten und damit etwas tun, dann nehmen Sie sehr viel vom Umfeld wahr.
  • Wenn Sie den Sucher ans Auge holen verdichtet sich alles im Kopf und das Auge gestaltet anders.

Mit dem Sucher wählen sie anders aus und mit dem Sucher erleben Sie eine Situation anders als mit dem Smartphone oder einer sucherlosen Kamera.

Insofern ist der Sucher eine besondere Möglichkeit sich einer Situation fotografisch zu nähern.

Die Mehrzahl der Menschen heute nutzt den Sucher nicht mehr sondern fotografiert mit einem Bildschirm als Sucherersatz.

Das ändert aber nichts daran, daß Sucherfotografie eine feine Art ist, um fotografisch aktiv und gestaltend zu sein.

Aus meiner Sicht ist der Sucher auch das beste Auswahlinstrument für die selbstbestimmte Auswahl des richtigen Bildausschnitts.

Egal was die PR sagt.

 

About Michael Mahlke

Früher habe ich Bücher geschrieben über den Nationalsozialismus, die Gewerkschaftsbewegung, das Leben der kleinen Leute im Arbeitsleben, Ausstellungen organisiert, Lernsoftware entwickelt und Seminare zu Themen wie „Global denken vor Ort handeln“ geleitet. Nach der Grenzöffnung 1989 qualifizierte ich Menschen und half, in Umbrüchen neue Lebensorientierungen zu finden und dann wechselte ich in die industrielle Organisationsentwicklung. Oft war ich einer der wenigen, der das Sterben der Betriebe und das Sterben der Hoffnung der Menschen sah. Ich wollte nicht nur helfen sondern auch festhalten für die Nachwelt. Denn die Worte zeigten keine Gesichter und die Geschichten erzählten keine Momente, so wie ich es erlebt hatte. Wenn ich das alles damals schon nicht aufhalten konnte, dann wollte ich es wenigstens festhalten. So kam ich zum Fotografieren. Mehr hier - http://dokumentarfotografie.de/2022/09/17/der-fotomonat-und-seine-zeiten/

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