Wo die Wikipedia nicht reicht oder was ist Straßenfotografie bzw. Streetfotografie?

Grafik: Michael Mahlke
Grafik: Michael Mahlke

Eigentlich schaue ich gerne in die Wikipedia. Aber mittlerweile sind einige Artikel doch entweder eher pure Werbung oder sehr kritisch zu sehen. Ich  möchte dazu als ein Beispiel den Artikel zum Thema „Straßenfotografie“ nehmen (Zugriff am 31.03.2013).

Ich staunte nicht schlecht welche „Kritieren“ für Straßenfotografie genannt wurden, weil sie in dieser Form weder historisch zutreffen noch praktischen Wert haben.

Zudem führt die erste Verlinkung direkt auf den Blog fokussiert.com, auf dem sich eine Dame zu dem Thema geäußert hat in einem aufgesplitteten Beitrag, der über die persönliche Meinung eher wenig hinausging. Lediglich die Kommentare würden dort etwas weiter führen. Aber welche Relevanz hat genau dieser Blogbeitrag und die Person, die ihn geschrieben hat, für das Thema Straßenfotografie?

(siehe dazu die Kommentare am Ende)

Das ist wohl nur mit der Vermutung erklärbar, dass dadurch Traffic auf den Blog gelenkt werden soll. Mit der seriösen Erörterung des Themas hat es wohl kaum zu tun.

Wenn man dann auch noch schreibt „und zeichnet Straßenfotografie als künstlerische Gattung aus“, dann zeigt dies eine besondere Sichtweise.

Dies gilt ebenso für die nächste Verlinkung. Der dort aufgeführte Fotokurs Straßenfotografie hat ja nun mit klassischer Straßenfotografie nichts zu tun sondern es geht in dem Buch um Fotografieren im Alltag im urbanen Raum.

Da gibt es wohl bessere und zudem noch kostenlose Ebooks zum Thema Strassenfotografie im Netz.

Das Buch von Clive Scott dann auch noch aufzuführen als einzige andere Quelle zeigt, dass hier kaum dem Thema real begegnet wird.

Herr Scott ist Professor für Literatur und als ich das Buch las, war ich sehr enttäuscht, weil es eben nicht das Thema richtig anpackt. Mit dieser Kritik stehe und stand ich nicht allein, wie man hier lesen kann.

Einzig die Frage nach dem Unterschied zwischen Straßenfotografie und Dokumentarfotografie ist hilfreich aufgeführt.

Wenn es sich um einen stärker sachlich-substantiierten Artikel der Wikipedia handeln würde, dann wäre es wohl zumindest erforderlich gewesen, auf andere Quellen zurückzugreifen oder die aufgeführten Hinweise entsprechend relativiert einzubetten, zumal im Jahre 2012/2013.

Aber wahrscheinlich ging es nur darum, das Buch und die Bloggerin zu promoten.

Wenn man nun die deutsche Wikipedia verläßt, dann wird es besser.

Da ich das Thema schon ein Jahrzehnt verfolge, möchte ich zunächst auf diese Verlinkung in der Chronik der englischsprachigen Wikipedia verweisen.

Dort sieht man sehr gut, dass im Jahr 2007 ein substanzieller und guter Artikel zum Thema Streetphotography/Straßenfotografie dort erschienen ist.

Er wäre ein gutes Vorbild für die deutsche Version geworden, die man hätte ergänzen können.

Aber auch diesen Artikel hat man nahezu vollständig verändert und aus einem historisch exakten Artikel einen Allgemeinplatz für die heutige Zeit gemacht.

Wenn man zumindest ein paar Links haben möchte, die weiterhelfen, dann verweise ich aktuell auf diese hier:

Allein diese 7 Verlinkungen geben viele Informationen zum Thema Straßenfotografie/streetphotography, die weit über den Horizont des Artikels in der aktuellen Fassung der deutschen Wikipedia hinausgehen. Da der Vorteil der Wikipedia ihre Teil-Transparenz ist, kann es gut sein, dass dieser Artikel auch dort zu Verbesserungen führt. Ich habe dort diesen Artikel als Ergänzung eingetragen. Mal sehen, ob er den Artikel erweitert oder wieder gelöscht wird.

Warten wir es ab – und nutzen die Zeit für gute Streetphotography!

Version 1.3

 

About Michael Mahlke

Früher habe ich Bücher geschrieben über den Nationalsozialismus, die Gewerkschaftsbewegung, das Leben der kleinen Leute im Arbeitsleben, Ausstellungen organisiert, Lernsoftware entwickelt und Seminare zu Themen wie „Global denken vor Ort handeln“ geleitet. Nach der Grenzöffnung 1989 qualifizierte ich Menschen und half, in Umbrüchen neue Lebensorientierungen zu finden und dann wechselte ich in die industrielle Organisationsentwicklung. Oft war ich einer der wenigen, der das Sterben der Betriebe und das Sterben der Hoffnung der Menschen sah. Ich wollte nicht nur helfen sondern auch festhalten für die Nachwelt. Denn die Worte zeigten keine Gesichter und die Geschichten erzählten keine Momente, so wie ich es erlebt hatte. Wenn ich das alles damals schon nicht aufhalten konnte, dann wollte ich es wenigstens festhalten. So kam ich zum Fotografieren. Mehr hier - http://dokumentarfotografie.de/2022/09/17/der-fotomonat-und-seine-zeiten/

4 thoughts on “Wo die Wikipedia nicht reicht oder was ist Straßenfotografie bzw. Streetfotografie?

  1. Ich muß Dich da leider enttäuschen; den Artikel habe ich zwar für fokussiert geschrieben, aber mir quasi zu unterstellen, das sei rein aus SEO Gründen geschehen, ist schon fast lustig. Ich habe keine Probleme damit, daß man sich mit meiner Arbeit kritisch auseinandersetzt, aber faktisch richtig sollte die Kritik dann schon sein. Mit dem Wikipedia Eintrag habe ich nichts zu tun. Der Beitrag war dazu gedacht, Anfängern etwas näher zu bringen, zog dann aber eine hitzige Diskussion zum Thema Recht am eigenen Bild nach sich. Es ist immer wieder interessant, welche Artikel was für Reaktionen auslösen.

    1. „Das ist wohl nur mit der Vermutung erklärbar, dass dadurch Traffic auf den Blog gelenkt werden soll. Mit der seriösen Erörterung des Themas hat es wohl kaum zu tun.“ – Ist leider faktisch falsch, wie auch der Gedanke, daß ich mit dem Wikipedia-Artikel etwas zu tun habe. Fokussiert arbeitet so nicht, und ich auch nicht. Persönlich wäre ich zwar allerdings an einer Diskussion zum Thema interessiert, jedoch auf anderer Ebene. Ich bin ein großer Fan von Street, und das Problem für mich ist hauptsächlich (wie man auch aus dem Kommentaren zu meinen Artikeln sieht), daß das Thema im deutschen Sprachraum immer irgendwie auf Recht am Bild reduziert wird. Wie es die Ammis handhaben, finde ich persönlich besser. Ansonsten: was ist für Dich Street? Warum fotografierst Du Street? Wie fotografierst Du Street? Das wäre ein produktiver Kommentar zur Diskussion auf fokussiert gewesen. Oder ich hätte Barbara Hess (die gegenwärtige Redaktorin) hinsichtlich eines Nachfolgeartikels Deinerseits kontatktiert, denn was ich hier lese, ist auch anderweitig wert, gesehen zu werden. Die suchen immer nach Gastautoren.

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