Ein Tag ohne Nachrichten?

Zwei Fotoreporter wurden gefangen genommen. Sie wurden auf den Boden geworfen und der Lauf der Gewehre presste sich in ihren Nacken. Dann wurde diskutiert, ob man sie töten soll.

„Wir können sie nicht töten, es sind Amerikaner.“ Dieser Satz rettete ihnen das Leben. Aber es gab ihnen zu denken. Denn sie merkten, daß ihre Stellung als Journalisten ihnen ihr Leben nicht gerettet hätte.

Daraus hat sich eine Kampagne entwickelt „A day without news“ – Ein Tag ohne Nachrichten. Im British Journal of Photography ist dies alles beschrieben.

Die Webseite www.adaywithoutnews.com zeigt noch mehr.

Die Macht der Medien ist keine monopolisierte Macht mehr.

Jeder ist heute Journalist wenn er/sie will. Und bezahlte Journalisten sind auch keine Personen mehr, die aufgrund ihrer Rolle besonders beschützt sind.

Erinnern Sie sich noch an die Videos aus Libyen, als eine Frau in das Hotel der Journalisten kam und dort erzählte, wie sie vergewaltigt wurde?

Die Weltpresse war da, dann kam der Geheimdienst und nahm sie mit und die Journalisten und Reporter konnten froh sein, nicht auch noch mitgenommen worden zu sein.

Es hat sich also was geändert. Kriege finden heute vielfach völlig ohne echte Berichterstattung statt und wenn, dann erst viel später, wenn es so aussieht wie die Gewinner es gerne hätten.

Während ich diesen Artikel schreibe, wird berichtet, dass auch der deutsche Journalist Jörg Armbruster in Aleppo verletzt wurde, der beim SWR angestellt ist.

Der Spiegel schreibt dazu: „Seit Beginn des Aufstands gegen Assad im März 2011 sind in dem Land mehr als 20 Journalisten getötet worden. Unter ihnen sind mehrere ausländische Fotografen und Reporter. Im Februar 2012 starben die preisgekrönte US-Journalistin Marie Colvin und der französische Fotograf Rémi Ochlik , als die Regierungsarmee die Stadt Homs mit Raketen beschoss. Aber auch zahlreiche Journalisten, die für die Assad-treuen Staatsmedien berichteten, sind bei Gefechten und Anschlägen ums Leben gekommen, ebenso viele sogenannte Bürgerreporter, Oppositionelle, die auf Seiten der Aufständischen über die Kämpfe berichten.“

Hier wird ebenfalls deutlich, dass Journalismus heute mehr ist als bezahlte Berichterstattung. Bürgerreporter sind oft die einzigen, die über Situationen berichten können und auch die werden getötet und verletzt ebenso wie hauptberufliche Journalisten.

Daher ist die Frage der Berichterstattung weiter zu fassen als die Kampagne „A day without news“ zeigt.

Es geht um Freiheitsrechte von Menschen, die nur in unveräußerlichen Grundrechten wie dem Recht auf freie Meinungsäußerung existieren können. Insofern ist die Welt aufgeteilt in mindestens drei Teile:

  • die westliche Welt mit dem Anerkennen dieser Rechte aus demokratischen Gründen
  • die chinesische Welt mit dem Aberkennen dieser Rechte aus ideologischen Gründen und
  • die muslimische Welt mit dem Verweigern dieser Rechte aus religiösen Gründen

Die Zukunft ist also nicht unbedingt demokratisch dominiert in der Welt. Und wo das nicht der Fall ist, da wird auch nicht so berichtet.

Da wo es der Fall ist, wird leider auch nicht immer transparent berichtet. Allerdings besteht immerhin die Chance, dass dies irgendwann rauskommt und dann darüber berichtet werden darf. Das macht den Unterschied aus. Aber auch im demokratischen Teil der Welt muß man die Presse- und Meinungsfreiheit immer wieder einfordern und politisch neu sichern. Wir leben gerade in so einer Phase.

Es kann gelingen und das wäre gut für die Bürgerreporter, die bezahlten Journalisten und die Menschen in der Welt.

About Michael Mahlke

Früher habe ich Bücher geschrieben über den Nationalsozialismus, die Gewerkschaftsbewegung, das Leben der kleinen Leute im Arbeitsleben, Ausstellungen organisiert, Lernsoftware entwickelt und Seminare zu Themen wie „Global denken vor Ort handeln“ geleitet. Nach der Grenzöffnung 1989 qualifizierte ich Menschen und half, in Umbrüchen neue Lebensorientierungen zu finden und dann wechselte ich in die industrielle Organisationsentwicklung. Oft war ich einer der wenigen, der das Sterben der Betriebe und das Sterben der Hoffnung der Menschen sah. Ich wollte nicht nur helfen sondern auch festhalten für die Nachwelt. Denn die Worte zeigten keine Gesichter und die Geschichten erzählten keine Momente, so wie ich es erlebt hatte. Wenn ich das alles damals schon nicht aufhalten konnte, dann wollte ich es wenigstens festhalten. So kam ich zum Fotografieren. Mehr hier - http://dokumentarfotografie.de/2022/09/17/der-fotomonat-und-seine-zeiten/

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