Fotografieren nach dem Weltuntergang

Fotografieren nach dem Weltuntergang – Foto: Michael Mahlke

Wenn man mit dem Weltuntergang nicht den Planeten Erde meint sondern die Welt der Menschen oder besser „Die Welt von gestern“ in Anlehnung an Stefan Zweig, dann ist es so, dass unsere Welt von gestern untergegangen ist. Einige Anzeichen aus meiner Sicht sind:

  • Die alte Weltordnung mit einem Satellitengürtel voller Diktatoren im Sinne des Westens in Afrika ist zu Ende gegangen. Ob daraus Religionskriege entstehen oder sich demokratische Strukturen entwickeln und wie lange dies halten wird, ist noch völlig offen.
  • Die europäische Idee ist als Geldfrage in bisheriger Form gescheitert, nicht als Europa der Vaterländer. Die Menschen in Griechenland, Portugal, Irland, Spanien und Italien merken schon die neue Wahrheit: die Goldman-Sachs-Welt ist überall eingezogen und wird die Geldströme Europas beherrschen. Menschen wie Draghi und Monti kamen oder kommen ja von dort und sitzen jetzt an den Geldhebeln.
  • Die nationalen Parlamente geben ihre Souveränität ab
  • Die Sozialstaaten als die eigentlichen Errungenschaften der parlamentarischen Demokratie im 20. Jhrdt. werden mit völlig asozial-liberalen Argumenten weggeschnitten und abgeschafft. Dabei sind Freiheit und Demokratie untrennbar mit dem Sozialstaat verbunden, weil die soziale Absicherung die Grundlage des demokratischen Handelns ist.
  • Die Umweltprobleme sind alle nicht gelöst, alle internationalen Konferenzen sind gescheitert.
  • Es gibt immer mehr bildungsferne Menschen in den europäischen Kernländern und
  • es gibt immer mehr Ungerechtigkeit in den stabilen Demokratien, die bisher ein Gegengewicht zu den Diktaturen waren. Das zersetzt die Demokratie und fördert Diktatur und Kriminalität.
  • Statt regionaler Strukturen werden zentrale Strukturen aufgebaut bei der „Energiewende“, in der Landwirtschaft, in den Regionen Europas etc.
  • Sie sprechen von „Markt“ und meinen damit Monopolisierung in Form von Oligopolen,  sie sprechen von „Fortschritt“ und meinen damit die Zerstörung des Sozialstaates und
  • Private und die GEZ-Medien schauen fast nie dahinter und verifizieren die Begriffe sondern plappern einfach nach.

Man könnte noch mehr schreiben.

Die wirklichen Ursachen und Zusammenhänge sind zwar klar, aber die meisten Politiker in den meisten Ländern werden dies alles nicht sehen – wollen.

Da stößt Weitsicht immer an die Mauer der eigenen Interessen und der eigenen Sterblichkeit.

Ja, eine Welt ist untergegangen. Es war die Welt unserer Zivilisation und Kultur, so wie wir sie kannten.

Eine neue Welt ist nun da und greift immer mehr um sich. Das geht alles nicht über Nacht aber innerhalb absehbarer Zeiträume.

Man erkennt zwar z.B. die Macht der weltweit agierenden Konzerne: Goldman Sachs fürs Geld, Google für die Kommunikation, Facebook für die persönlichen Lebensbereiche und noch einige mehr – aber man will sie nicht wahrhaben.

So gibt es in der neuen Welt, die gerade kommt, viel zu fotografieren und zu dokumentieren.

Aber ob es davon dann viel zu sehen gibt ist eine andere Frage. Denn es ist ein Prozess, der die bisherige Welt zerstört ohne eine wirkliche Perspektive über den Tag hinaus anzubieten.

So werden die Menschen sich auf die Religion und die Tradition zurückbesinnen, die Halt geben in unübersichtlichen Zeiten. Sie werden Massenmedien erliegen, die ablenken von dem, was passiert und hinlenken zu dem, was geschehen soll. Und sie werden Wünsche in sich bemerken, die man eigentlich nicht haben wollte bis man sie in ihnen erzeugt hat.

Denn der Trick in der sozialen Welt besteht darin, dass der Mensch sich als soziales Wesen meistens an den anderen messen will. Das ist dann das Mass für Gut und Böse und für Status und Stelle.

So ist das Ende der Welt nicht das Ende der Menschheit.

Es ist der Beginn einer Zeit danach, so wie nach dem Ende des Römischen Reiches auch eine neue Zeit begonnen hat.

Der liebe Gott, Allah und welchen Namen er auch immer hat, er hat uns nicht den Gefallen getan, uns durch einen grossen Bumm zu erlösen.

Er hat uns die Aufgabe gegeben, uns selbst um uns zu kümmern und er hat uns auch die Regeln dafür an die Hand gegeben:

  • Toleranz der Religionen,
  • Maß halten statt Gier,
  • Achtung des Mitmenschen,
  • Demokratie statt Diktatur
  • und vieles mehr.

Und wir können dies nun alles fotografieren.

Viel Erfolg dabei und alles Gute!

About Michael Mahlke

Früher habe ich Bücher geschrieben über den Nationalsozialismus, die Gewerkschaftsbewegung, das Leben der kleinen Leute im Arbeitsleben, Ausstellungen organisiert, Lernsoftware entwickelt und Seminare zu Themen wie „Global denken vor Ort handeln“ geleitet. Nach der Grenzöffnung 1989 qualifizierte ich Menschen und half, in Umbrüchen neue Lebensorientierungen zu finden und dann wechselte ich in die industrielle Organisationsentwicklung. Oft war ich einer der wenigen, der das Sterben der Betriebe und das Sterben der Hoffnung der Menschen sah. Ich wollte nicht nur helfen sondern auch festhalten für die Nachwelt. Denn die Worte zeigten keine Gesichter und die Geschichten erzählten keine Momente, so wie ich es erlebt hatte. Wenn ich das alles damals schon nicht aufhalten konnte, dann wollte ich es wenigstens festhalten. So kam ich zum Fotografieren. Mehr hier - http://dokumentarfotografie.de/2022/09/17/der-fotomonat-und-seine-zeiten/

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