Wenn man Bilder nicht mehr zeigen darf

Wenn Sie eine Zeitung kaufen in der Bilder abgedruckt sind von einer Fotoausstellung, dann bleiben die Bilder in der Zeitung drin. Logisch. Jetzt stellen Sie sich vor, jemand sagt zu Ihnen, Du mußt die Bilder aber am 1. April aus der Zeitung rausschneiden. Ab dann dürfen die da nicht mehr drin stehen. Was würden Sie denken?

So ist es nicht bei der Zeitung auf Papier aber im Internet. Als ich über den 4. Monat der Europäischen Fotografie berichten wollte, lud ich mir die Pressemappe herunter. Dort finden sich Beispielbilder in kleiner Auflösung zu den verschiedenen Ausstellungen. Ich fragte dann nach, ob und wie ich die Bilder benutzen kann im Rahmen der Präsentation der Ausstellung. Daraufhin teilte man mir mit, dass man die Rechte der Fotografen für eine Berichterstattung unter Nutzung der Fotos bis zum Ende des Projektes am 28. November habe. Auf meine Nachfrage erklärte man mir, danach müssen die Fotos aus den online erschienenen Artikeln entfernt werden.

Doch dies ist noch nicht alles. Ich wollte ein schönes Buch vorstellen und besprechen. Es war ein ausgesprochen interessanter Fotoband. Dazu stellte man mir 5 verschiedene Fotos in kleiner Auflösung zur Verfügung und teilte mir dann mit, dass maximal 3 dieser Fotos in kleiner Auflösung genutzt werden dürfen und spätestens am 1. April von der Webseite wieder entfernt werden müssen.

Auf diese Dinge lohnen sich schon ein paar Blicke und dazu auch einige Gedanken. Wenn ich diesen Wünschen folge, müßte ich kontinuierlich alle Artikel mit Fremdbildern danach untersuchen, ob das Verfallsdatum des Fotos überschritten ist. Das ist natürlich unzumutbar.

Gleichzeitig frage ich mich, was der Fotograf davon hat, wenn er ein fast symbolhaftes Foto, welches nur im Zusammenhang mit seiner Ausstellung oder seinem Buch gezeigt wird, mit einem digitalen Verfallsdatum versieht. Denn im Ergebnis wird dies dazu führen, dass ich zumindest solche Fotos gar nicht mehr reinsetze oder solche Bücher bzw. Veranstaltungen gar nicht mehr ankündige.

Denn wenn man das zu Ende denkt, würde dies ja einige Folgen haben. Ich erstelle aufwendig einen seriösen Artikel über ein Produkt, von dessem Verkauf ich materiell nichts habe. Dann läuft das Bildnutzungsrecht ab und ab dem Tag danach bin ich dran und man kann mir unrechtmäßige Nutzung von fremdem Bildmaterial vorwerfen.

Was dann passiert, kann man zum Beispiel hier lesen.

Daher ist es viel sinnvoller, wenn man sich Fotografen und Fotografien zuwendet, die man auch sehen darf(!!!). Oder ich müßte dazu übergehen und für eine Buchbesprechung Geld verlangen. Das wäre natürlich auch möglich. Aber dann wäre es kein Journalismus mehr sondern nur noch PR.

Das Ganze geht aber noch weiter und ist steigerungsfähig. Dazu möchte ich mit Ihnen einen Blick auf die Seite archive.org werfen. Die Seite archive.org sammelt ja weltweit Internetseiten, kopiert sie manchmal sogar täglich und stellt sie für jeden sichtbar im Internet bereit. Und probieren Sie mal, Seiten entfernen zu lassen. Das klappt fast gar nicht nach meiner Erfahrung. Stattdessen bietet man dort an, in einer Befehlsdatei auf dem eigenen Webserver einen Befehl zu hinterlassen, so dass die Seiten bei archive.org solange nicht angezeigt werden wie dieser Befehl in der Datei auf dem eigenen Webserver ist.

Ich habe sogar einmal einen Fotografen getroffen, der froh war, dass es archive.org gibt, weil er damit einen Bilderklau vor sechs Jahren nachweisen konnte, obwohl mir nicht klar ist, wieweit archive.org legal handelt.

Ich verstehe alle Seiten, weil dies alles interessengebunden ist. Aber wir bewegen uns hier meiner Ansicht nach komplett in der Illegalität bzw. in parallelen Rechtswelten, die es ja eigentlich gar nicht geben kann, wenn es Rechtssicherheit geben sollte und jeder benutzt sie für seine eigenen Interessen. Das ist alles abenteuerlich und nicht einer positiven Zusammenarbeit förderlich.

Eigentlich müßten doch Aussteller, Künstler und Büchermacher froh sein, wenn über sie berichtet wird. Umgekehrt braucht ein Journalist dafür aber Medien, ansonsten muß er über Fotobände nur noch schreiben (!) und sich fragen, welchen Sinn es macht, so zusammenzuarbeiten.

Im Ergebnis wird dies dazu führen, dass man eben über andere Dinge berichtet, weil es ja genug Themen gibt oder mit Fotografen, Verlagen und Agenturen zusammenarbeitet, die ein Interesse daran haben, das eine Zusammenarbeit mit ihnen nicht in der Illegalität endet.

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